IKATdna®-Datenbank Konzept

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Weltweit gibt es nur wenige Länder (u.a. Afghanistan, Argentinien, Kambodscha, Bolivien, Ecuador, Guatemala, Indien, Indonesien, Japan, Jemen, Mexico, Myanmar, die Philippinen, Spanien (Mallorca), Tadschikistan, Usbekistan, Thailand), in denen Ikat-Textilien produziert werden. Diese Textilart bildet einen wichtigen Teil des kulturellen Erbes dieser Länder. Eine Gruppe besonders farbenfroher zentralasiatischer Ikats, die als „Abr“-Stoffe bekannt sind, bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Datenbank.

Die arbeits- und zeitintensive Technologie, die für die Herstellung von Ikats verwendet wird gehört zu den so genannten “Reservations”-Verfahren. Sie besteht aus dem Abbinden von Abschnitten der Kett- und/oder Schussfäden mit einem farbundurchlässigen Material vor dem Einfärben. Werden die Binden anschließend abgenommen, sieht man dass dieser Abschnitt ungefärbt geblieben ist. Das Ergebnis ist ein zweifarbiges Fadendesign. Bei mehrfarbigen Mustern muss das Abbinden und Färben verschiedener Abschnitte des gleichen Fadenbündels gemäß dem Stoffdesign mehrfach wiederholt werden. Erst nach dem letzten Färbedurchgang und der korrekten Auslegung der Fäden kann der eigentliche Webeprozess beginnen.

Die durch elektronische Datenverarbeitung und das World Wide Web entstandenen Möglichkeiten haben dieses weitläufige und multidisziplinäre Projekt einer speziellen Datenbank angeregt, welche eine weitere Erforschung und die Weitergabe von Wissen über Ikat-Textilien fördert. Dies beinhaltet:

IKATdna® ist ein unabhängiges, elektronisches Multimediawerkzeug für wissenschaftliche, pädagogische und kunsthandwerkliche Zwecke. Sie dient als Ressource sowohl für Institutionen (Museen, Gallerien, Hersteller usw.) als auch für Kunsthandwerker/innen, Designer/innen, Textilfachleute, Ethnografen/-innen, Kulturanthropologen/-innen des Textilen, Kulturvermittler/innen, Künstler/innen, Ethnologen/-innen, Studenten/-innen und jeden, der an dieser Art von Textilien und Handwerkskunst interessiert ist.

Die Geschichte hinter IKATdna®

Die Idee einer Ikat-Datenbank geht zurück auf das Jahr 2005 und wurde von Dr. Lola Shamukhitdinova initiiert. Zu diesem Zeitpunkt erwuchs die Notwendigkeit zur Entwicklung eines nützlichen Instruments, durch welches sich die rasch anwachsenden digitalen Kollektionen zentralasiatischer Ikats dokumentieren und analysieren ließen. Dies wurde später in Form einer internationalen und mehrsprachigen Online-Datenbank realisiert, die eine Sammlung von Informationen über zentralasiatische Ikats, aber auch Ikat-Textilien aus aller Welt ermöglichte.

IKATdna® wurde zwischen 2010 und 2018 mit ein paar Unterbrechungen am Institut für Kunst und materielle Kultur der TU Dortmund zuerst im Rahmen des internationalen Forschungsprojektes “Modernity of Tradition: Uzbek Textile Heritage as a Cultural and Economic Resource” I (2010-2012) und II (2013-2015) entwickelt, unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Mentges und gefördert durch die VolkswagenStiftung und in 2017-2018 als Forschungsthema am Institut für Kunst und materielle Kultur der Technischen Universität Dortmund weiterentwickelt.

Die Entwicklung von IKATdna® ist das Resultat einer Zusammenarbeit von Textil- und IT-Expert/innen sowie Kulturanthropolog/innen. Aufbau und Benutzeroberfläche wurden gemäß den Vorstellungen des Forschungsteams entwickelt und zusätzlich eine komplexe Suchfunktion in die Datenbank eingebaut.

IKATdna®-Datenbank Struktur

Um in die Datenbank aufgenommen zu werden, muss jede Ikat-Textilie bestmöglich dargestellt, beschrieben und kategorisiert werden. Die Beschreibung muss vollständig sein und es darf zudem keine unbegrenzte Anzahl an Kategorien geben, die für das Objekt ausgewählt werden können. Das Problem der Kategorienerstellung wurde gelöst, indem grundlegende Ikat-Muster in charakteristische Merkmale aufgegliedert wurden.

Während der anfänglichen Auswertung wissenschaftlicher Literatur sammelten sich immer mehr Details an, mit dem Ergebnis, dass nun 26 verschiedene Kategorien zur Beschreibung eines Objektes existieren. Jede Kategorie gliedert sich in weitere mögliche Optionen. Bei den meisten Kategorien sind es zwischen drei und zwanzig Optionen, bei einigen jedoch ist ihre Zahl unbegrenzt. Die offene Struktur des Klassifizierungssystems lässt eine zukünftige Weiterentwicklung zu, falls benötigt.

Datenbank

Die IKATdna®-Datenbank verwendet mehrere analytische Werkzeuge: Benutzern wird ermöglicht, Daten aus vielen verschiedenen Perspektiven auszuwerten, zu kategorisieren und die ermittelten Querverbindungen zusammenzufassen. Durch die Suchfunktion wurde IKATdna® auch als Instrument für die Untersuchung technologischer, visueller, und geschichtlicher Aspekte von Textilien im Allgemeinen konzipiert.

Datenbank

Datenbank

Die Datenbank bietet drei verschiedene Ebenen des Zugriffs für die Nutzer: Der Standard-Zugriff ermöglicht das Betrachten der Daten, der „editor“-Status erlaubt auch das Korrigieren und Ergänzen von Informationen, und mit einem „publisher“-Status können diese dann auch durch den Nutzer in der Datenbank veröffentlicht werden. Für den „editor“- und „publisher“-Status muss der Nutzer sich als Experte ausweisen können bzw. kann dieser Zugang auch Institutionen gewährt werden.

IKATdna® Team

IKATdna® wurde als eine internationale, mehrdisziplinarische und mehrsprachige Online-Datenbank (zugänglich auf Englisch, Deutsch und Russisch) geplant.

Um solch ein Projekt erfolgreich zu begreifen, war es wichtig, eine transcultural Mannschaft von Fachmännern von Deutschland und Usbekistan, sowie Experten von verschiedenen akademischen und professionellen Hintergründen (kulturelle Anthropologen von Gewebe und Mode, Textiltechnologen, IT-Fachleuten) zu haben.

Das Projekt und die Teammitglieder selbst haben von solcher Zusammenarbeit profitiert: Sie haben neue Arbeitsmethoden geschaffen, hat neue Sachkenntnisse und sogar neue entwickelte Ideen entwickelt. Diese waren sehr nützlich, weil der IKATdna®-team am Aufbau und der Forschung, sowie am Herstellen verschiedener Netze arbeiten musste.

Dr. Lola ShamukhitdinovaDipl. Ing., Dr. Lola Shamukhitdinova

(Idea, Management, Forschung)

1985 Diplom Ingenieurin, Universität für Textil und Bekleidung Taschkent (TITLI). Promotion an der Staatliche Moskauer Universität für Design und Technologie, Russland, 1993. 1993-2005 Hochschuldozentin Universität für Textil und Bekleidung Taschkent, Usbekistan. 2005-2006 Leiterin der Abteilung Technik und Design der Bekleidungsindustrie (TITLI).

2010-2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität (TU) Dortmund in dem Projekt „Modernität der Tradition: Usbekisches Textilerbe als kulturelle und ökonomische Ressource(I)“. 2013-2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität (TU) Dortmund in dem Projekt „Modernität der Tradition: Die Nachhaltigkeit des usbekischen Textilerbes“ (II). 2016-2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund.

Derzeitiges Forschungsgebiet: Zeitgenössisches zentralasiatisches Textildesign. Technologie und Anwendung von traditionellen Bekleidungstextilien, unter Einbezug von interdisziplinärer Teamforschung zur Einrichtung einer internationalen Datenbank für Design, Handwerk, Material, Farbe und Historie dieses textilen Bereiches. Technologie, Produktion und Textilwirtschaft.

Weitere Infos: http://www.fk16.tu-dortmund.de/textil/02_personal/pdfs/vita_shamukhitdinova.pdf

Markus RempeMarkus Rempe

(IT Spezialist)

Markus Rempe hat eine mehr als dreißigjährige, professionelle IT Erfahrung. Er ist seit 2009 Mitglied des IKATdna®-Teams. Seine Arbeitsbereiche sind: Logistik, Finanzen, Wissenschaft und Handel. Er ist spezialisiert auf Programmieren, Infrastrukturen und Beratung
Weitere infos: https://www.xing.com/profile/KonradMarkus_Rempe/cv?sc_o=mxb_p

Johanna KorbikJohanna Korbik

(Datenrecherche)

Nach einer Kostümassistenz am Bochumer Schauspielhaus studierte Johanna Korbik Textilgestaltung, Kulturanthropologie des Textilen, Anglistik und Kulturanalyse/Kulturvermittlung an der TU Dortmund. Seit 2015 ist sie dort Mitarbeiterin am Seminar für Kulturanthropologie des Textilen. Ihr Dissertationsvorhaben widmet sich dem Thema Versandhandel und Modekultur im Spiegel der Quelle-Kataloge zwischen 1954 und 1978. Weitere Forschungsinteressen sind u.a. Modewirtschaft in Deutschland, Geschichte der Konfektion und Do-it-yourself-Kulturen. Sie ist seit 2014 Mitglied des IKATdna® -Teams.

Louise BrusdeilinsLouise Brusdeilins

(Datenrecherche)

Als Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Kunst und Materielle Kultur TU Dortmund seit 2016 erbringt Sie unterstützende Dienstleistungen in Forschung und Lehre. Sie studiert an der TU Dortmund Kulturanthropologie des Textilen und evangelische Theologie auf Lehramt. Ihr spezielles Interesse liegt zum einen bei der Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen. Sie ist außerdem beteiligt an der Erarbeitung von Vermittlungskonzepten zur Kommunikation kulturspezifischer Unterschiede. Louise Brusdeilins ist seit 2016 Mitglied des IKATdna®-Teams.

Nanza Ortansia CapitaoNanza Ortansia Capitao

(Datenrecherche)

Ortansia Capitao unterstützt das Projekt IKATdna® seit Anfang 2016 in Ergänzung ihres Masterstudiums mit dem Schwerpunkt Kulturanthropologie des Textilen (Technische Universität Dortmund), bei dem sie sich auf die Untersuchung von Mode aus kritischer und besonders aus postkolonialer Perspektive konzentriert. Zuvor absolvierte sie ein studentisches Volontariat am LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt in der wissenschaftlichen Recherche und historischen Aufbereitung des textilen Museumsbestandes von 2014 bis 2016.

Sie ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Niederrhein für das CSR-Kompetenzzentrum Textil & Bekleidung Niederrhein. Hier ist einer ihrer aktuellen Forschungsschwerpunkte die Erforschung der Umsetzung von Nachhaltigkeitsentwicklungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie, insbesondere der Corporate Social Responsibility.

Sie ist gelernte bekleidungstechnische Assistentin und studierte Design-Ingenieurin Mode (Hochschule Niederrhein). In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Modeindustrie, speziell dem nachhaltigen textilen Design. Als multiperspektivische "Bekleiderin" liegen ihre Interessensfelder vor allem in den vielfältig vernetzten Diskursen in der und rund um die gesamte Textilwirtschaft.

Meike MüllerMeike Müller

(Datenrecherche)

Nach einem Studium der Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig und diversen Praktika im Theater und der Kunstvermittlung studiert Meike Müller seit 2015 an der TU Dortmund Kulturanalyse und Kulturvermittlung mit dem Schwerpunkt Mode. In ihrer Masterarbeit widmet sie sich den Potentialen der Mode im Radio und macht einen eigenen Podcast zum Thema „Faire Mode“. Seit 2016 ist sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Institut für Kunst und Materielle Kultur angestellt gewesen. Meike Müller ist seit 2016 Mitglied des IKATdna®-Teams.

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